Im Test: EVIL The Wreckoning X01

Im Test: EVIL The Wreckoning X01

Seit dem genialen The Following sind die Jungs von EVIL derzeit völlig zu recht in aller Bikers Munde. Einer der neusten Coups hört auf den Namen The Wreckoning und packt auf das erfolgreiche 29-er Rahmenkonzept ein üppiges Fahrwerk mit satten 161 mm Federweg. Alleine der Gedanke, was sich damit alles unanständiges anstellen lässt, treibt einem wahrhaftig Freudentränen in die Augen. Nach einigen wilden Ritten auf dem blauen Geschoss möchte ich meine ersten Eindrücke mit euch teilen.

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Da steht es nun vor mir – das neue EVIL The Wreckoning in Megalodon Blue. Monatelang hatte ich die brandheißen Modelle der Amerikaner im Auge. Wie sehr mich die Boliden in ihren Bann gezogen haben, erkennt man wohl an den lila unterlegten Google-Suchergebnissen für alle möglichen Schlagworte, die damit in Verbindung gebracht werden können. So ziemlich jeder Erfahrungsbericht und jede Fotostory habe ich angeklickt, um mir doch immer wieder bestätigen zu lassen: EVIL rocks!

Nachdem wir ein Meilenstein in der Geschichte unseres kleinen Shops erreichten und mit EVIL ins Geschäft kamen, begann für mich die große Frage, welches Modell denn nun meines werden soll. Einfach war diese Entscheidung wahrlich nicht! Jedes Modell hat seine ganz eigenen Vorzüge und besitzt ein unglaublich vielseitiges Einsatzgebiet. Letztendlich waren es die 29 Zoll Laufräder, die für mich den ausschlaggebenden Grund für das Wreckoning gaben. Grandiosen Rolleigenschaften und Überollverhalten bei einem mächtigen Enduro-Fahrwerk konnte ich einfach nicht widerstehen. Zudem schien genau diese Kombination die richtige Wahl für meine Ambitionen, zukünftig an verschiedenen Enduro-Rennen teilzunehmen, richtig zu sein. Schließlich sind 29-er Enduros im professionellen Rennzirkus mittlerweile nicht nur ein vorübergehende Modeerscheinung, sondern das Maß aller Dinge.

Das Wreckoning im Überblick

Geometrie

EVIL hat sich mit dem Wreckoning wahrlich keine leichte Aufgabe gestellt. Die Anforderungen, ein verspieltes 29-er Enduro zu bauen, dass sowohl vor Downhilltracks als auch vor ausgedehnten Touren nicht zurückschreckt waren extrem hoch. Der Druck, nach dem gefeierten The Following noch eine Schippe draufzulegen, sicherlich noch höher. Stellt sich also die Frage, wie sich all diese Anforderungen unter einen Hut bringen lassen. Lassen wir also die Zahlen für sich sprechen – Die wichtigsten Eckdaten im Überblick:

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Low X-Low
Lenkwinkel (A) 66.1° 65.5°
Sitzwinkel (B) 74.8° 73.9°
Tretlagerhöhe (E) 348 mm 339 mm
Kettenstrebenlänge (G) 430 mm 432 mm
Radstand (H) 1182 mm 1183 mm
Stack 636 mm
Reach 432 mm

Dem geschulten Auge wird auffallen: Die Geometrie bedient sich schon in der Standardeinstellung “Low” einigen Extremen: Kurze Kettenstreben, tiefes Tretlager, langer Reach, ein flacher Lenkwinkel und ein noch flacherer Sitzwinkel. Via Flip Chip lässt sich die Geometrie sogar noch aggressiver gestalten. Somit wird klar, welche Marschroute das Wreckoning einschlagen will: Bremsen auf und mit Vollgas voraus!

Ausstattung

Zugegebenermaßen sind die Preise für die Edel-Boliden wahrlich kein Pappenstiel. Ein Blick auf die Ausstattung verrät jedoch, was die Bikes neben dem erstklassig verarbeiteten Rahmen so teuer macht. So findet man ein stimmiges Teile-Ensemble vor, das jeden Fahrradfanatiker mit der Zunge schnalzen lässt. Alleine die brandneue SRAM Eagle X01 ist jeden Cent wert (Testbericht findet ihr in Kürze auf dem Blog) und auch der Rest lässt mit feinsten Parts aus dem Hause Race Face und der SRAM Guide Ultimate Bremse keinerlei Wünsche offen. Neben einer 160 mm Rock Shox Lyrik Gabel arbeitet das exklusiv von Suspension-Guru Dave Weagle konzipierte DELTA Hinterbausystem mit dem Monarch Plus RC3 Dämpfer. Gegen meine Erwartungen bringt das Bike so insgesamt lediglich respektable 13,6 Kilogramm auf die Waage, was meines Erachtens für solch eine Spezies von Rad ein beachtlicher Wert ist.

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Das Herzstück der EVIL Bikes ist das spezielle DELTA Hinterbausystem.

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Werkzeug fürs Grobe: Die neue RockShox Lyrik.

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Das Cockpit präsentiert sich sehr aufgeräumt.

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Die super griffigen EVIL Grips und edlen SRAM Ultimate Bremsen sorgen für volle Kontrolle.

Design

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Ein Traum in Blau: Das Wreckoning in der Farbvariante Megalodon Blue.

Sind wir doch mal ehrlich: Ist dieses Gerät nicht der Inbegriff des Szenebegriffs “Bikeporn”? Die Beurteilung eines Rahmemdesigns ist natürlich immer Geschmackssache, doch in diesem Fall fällt es mir verdammt schwer andere Meinungen zuzulassen. Selten habe ich ein Bike gesehen, dass durch eine derart aggressive und spektakuläre Formsprache so viel Bad Ass-Attitüde versprüht. Doch nicht nur mit Aussehen wird hier kräftig gepunktet, auch Funktionalität wurde bei der Entwicklung groß geschrieben. Im Gegensatz zu vielen anderen Rädern setzt EVIL in Sachen Zugverlegung auf eine Kombination aus interner und externer Zugverlegung, was sowohl die Montage als auch die Wartung sehr viel einfacher macht. Wie viel Liebe in die Konzeptionierung des Bikes eingeflossen ist, erkennt man auch an zahlreichen sinnvollen Details, wie dem integrierten SAG-Messer, der integrierten Kettenführung oder den hochwertigen Rahmenschützern an Kettenstrebe und Unterrohr.

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Die angebrachten Decals sind in zahlreichen Farbvarianten verfügbar und sind einer von vielen Eyecatchern.

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Am edlen Rahmen sind viele durchdachte und schöne Details zu finden.

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So auch der integrierte Kettenschutz, der die Kette in rauem Gelände an Ort und Stelle hält.

Auf dem Trail

Uphill

Da mein Background ursprünglich im Tourenbereich liegt, spielten solide Klettereigenschaften bei der Wahl meines neuen Arbeitgerätes eine durchaus wichtige Rolle. Schließlich wird mich das Rad auf meine geplante Provence- und Alpenüberquerung sowie weitere Expeditionen, bei denen Lifte nur in Wunschträumen existieren, begleiten. In Kombination mit der brandneuen SRAM Eagle erschien mir das Wreckoning mit 29 Zoll-Laufrädern dazu ein durchaus prädestinierter Kandidat zu sein. Und ich sollte Recht behalten! Trotz der abfahrtsorientierten Geometrie sitzt man weder zu gestaucht noch zu gestreckt, sondern goldrichtig auf dem Rad. Begünstigt durch die großen Laufräder marschiert das Wreckoning so unglaublich spritzig und mühelos gen Gipfel. In Kombination mit der Eagle-Schaltgruppe lassen sich so selbst steilste Anstiege hervorragend meistern, sodass man beinahe vergessen mag, dass man gerade auf einem 161 mm potenten 29-er Endurogeschoss sitzt. Daran trägt sicherlich auch das geringe Gewicht seinen Anteil. Dass ein Hinterbau sich während dem Uphill möglichst unauffällig im Hintergrund hält und ein Blockieren der Plattform eigentlich gar nicht nötig ist, erachte ich in dieser Preisklasse als selbstverständlich. Auch hier gab es keinerlei Gründe zur Beanstandung, sodass ich den Compression-Hebel am Monarch Dämpfer maximal auf den Trail-Modus schalte.  Nach einigen Ausfahrten in Heidelberg und dem Pfälzer Wald mit einigen fordernden Höhenmetern konnte ich so unter dem Kriterium Tourentauglichkeit schon einmal erleichtert einen fetten Haken setzen. Zeit sich also dem Thema Downhill-Performance zu widmen.

Downhill

 

Lange Zeit haftete den 29-er ein wenig glorreiches Image an. Bis auf die verbesserten Überoll-Eigenschaften wurde den Bikes mit den großen Laufrädern oft eine gewisse Sperrigkeit unterstellt und für technisch verwinkelte Abfahrten als schlichtweg ungeeignet abgestempelt. Doch der Trend, der derzeit immer mehr 29-er Enduros hervorbringt, spricht eine ganz andere Sprache. Schließlich werden die vorderen Plätze der EWS durch genau diese Art von Bikes entschieden. Auch ich war anfangs etwas skeptisch, was die Fahreigenschaften betrifft, habe ich doch selbst noch nie auf einem solchen Rad Platz genommen. Entsprechend gespannt war also vor der ersten Abfahrt. An dieser Stelle muss ich alle 29-er-Hasser und Kritiker leider enttäuschen. Dank der sehr kurzen Kettenstreben lässt sich das Wreckoning hervorragend durch den Trail zirkeln und kann als durchaus verspielt bezeichnet werden. Auch der 800 mm breite Race Face Carbonlenker trägt zu dem sehr direkten Handling bei.

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Das Wreckoning glänzt mit einem hervorragendem Handling…

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… und lässt sich geschmeidig durch die Kurven ziehen.

Die Stärken des Bikes liegen jedoch ganz klar dort, wo der flowige Singletrail zum fiesen Rockgarden und Wurzelmeer mutiert. Die RockShox Lyrik und der Monarch im Zusammenspiel mit dem DELTA-System erweisen sich dabei als kongeniales Trio an der Seite des Fahrers, der entspannt in den ultimativen Shred-Modus schalten kann. Dank der großen Laufräder walzt man so über alles hinweg, was es sich erlaubt einem in den Weg zu stellen. Selbst bei Highspeed gibt das Bike keinen Anlass zur Beunruhigung, sondern klopft dem Fahrer nach dem Trail auf die Schulter und flüstert ihm vertrauenswürdig zu: “Gut gemacht, nächstes mal noch schneller!”.

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Verblockte Trails sind wie gemacht für das Wreckoning.

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Auch in der Luft bleibt man durch einen definierten Schwerpunkt stets Herr der Lage.

“Das Bike ist eine Waffe! Als ich es das erste Mal fuhr, konnte ich einfach nicht damit nach Hause fahren. Es fühlte sich an als wäre ich betrunken und high. Wenn du denkst ein 161 mm hubiges Bike ist für Uphills unbrauchbar, liegst du falsch. Wenn du denkst ein 161 mm hubiges 29-er kann keine Downhill-Strecken meistern, liegts du falsch!” – Callum Jelley, EVIL” 

Nach einigen Stunden auf den Trails mit der Geometrie-Einstellung “Low” war es nun an der Zeit, die Möglichkeiten des potenten 29-ers über den integrierten Flip-Chip noch weiter auszuloten. Der Umbau erfolgt dazu über jeweils 5 Lagerschrauben an der Antriebs- und Nicht-Antriebsseite. Nach dem Entfernen wird der Chip einfach um 180 Grad gedreht und wieder montiert, sodass die Oberkante mit der Kennzeichnung „X-Low“ nach oben zeigt. In wenigen Minuten wird so aus dem eh schon äußerst aggressiven Bike im Handumdrehen ein wahres Abfahrtsmonster, dass zu jeglichen Schandtaten bereit ist. Die daraus resultierenden Fahreigenschaften sind nicht etwa marginal, sondern in vielerlei Hinsicht durch ein wesentlich tieferes Tretlager sowie flachere Sitz- und Lenkwinkel deutlich spürbar! Die Sprünge werden höher, der Griff zur Bremse immer seltener und die Moves immer lässiger. Brachial lässt sich jede noch so schwere Line, Drop oder Sprung nehmen – der Wahnsinn! Von einem waschechten Downhiller ist das Wreckoning nun nicht mehr weit entfernt. Wenig verwunderlich daher, dass im Netz zahlreiche Aufbauten mit 180 mm Gabeln und Stahldämpfern kursieren. Der sagenhaften Downhill-Performance steht dabei eine immer noch völlig ausreichende Pedalier-Effizienz gegenüber, weshalb ich von der “X-Low”-Einstellung wahrscheinlich nur bei längeren Touren abweichen werde.

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Ich kann es jedenfalls kaum abwarten weitere Trailkilometer mit dem Wreckoning zu vernichten. Gegen Ende der Saison werde ich meine gesammelten Erfahrungen dann nochmals in einem ausführlichen Langzeittest festhalten.

Fazit

Unschwer lässt sich herauslesen, wie begeistert ich von diesem Bike bin. Neben der atemberaubend Optik gibt es für mich einige Gründe sofort das Konto zu plündern und ein halbes Vermögen dafür springen zu lassen. Da wäre zum einen das hervorragende Fahrwerk, das selbst in der Low-Einstellung nie an seine Grenzen zu kommen scheint und keinerlei Herausforderungen scheut. Zum anderen ist es auch die überraschend gute Tourentauglichkeit, die für mich persönlich andere Bikes derzeit einfach überflüssig macht. Im Zusammenhang mit den zahlreichen genialen Details und dem verhältnismäßig geringem Gewicht ist das Wreckoning definitv eines der grandiosesten Bikes, das man für Geld kaufen kann!

 

Du hast interesse an einem EVIL Bike? Alle Modelle gibt es hier bei uns im Shop.

 

Autor: Pascal Fessler

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